Anfang 2011 fand die 1. Ostuferrunde noch im Konferenzsaal des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR statt. Die 15. Ostuferrunde 2016 im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel zu „Wohnen und Bauen auf dem Kieler Ostufer“ mit etwa 60 Interessierten musste in den größeren Hörsaal wechseln.
Zum Einstieg begrüßte Prof. Dr. Peter Herzig und gab eine Übersicht über die inhaltlichen Schwerpunkte von GEOMAR mit vielen Forschungsaktivitäten auf den Weltmeeren. In den nächsten Jahren entsteht für ca. 90 Millionen Euro entlang der Schwentinemündung Europas größte Forschungseinrichtung für Ozeanforschung. Das Kieler Ostufer als Standort internationaler Spitzenforschung wird weiter gefestigt.
Bei aller Internationalität möchte das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung mit öffentlicher Zugänglichkeit, der Nutzung der Fach-Bibliothek, der ansprechenden Präsentation von Forschungsfeldern und bald auch wieder der Restauration im Zentrum verankert bleiben, im Stadtteil Wellingdorf und der Landeshauptstadt Kiel.
In seinem Statement erläuterte der wohnungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Thomas Hölck MdL die Zielrichtung der Landespolitik, die mit veränderten Standards in der Bauordnung und Baunutzungsverordnung Impulse für die Belebung in die Wohnungswirtschaft, für Wohnungssanierung und Wohnungsbau geben wird. Dafür sollen Kostenfaktoren gesenkt, Planungsverfahren für Wohnungsbauprojekten beschleunigt und der geförderte Wohnungsbau finanziell entsprechend ausgestattet werden.
Der Kieler Stadtrat für Soziales, Gerwin Stöcken, berichtet über die umfassenden Aktivitäten der Verwaltung, stadtweit alle möglichen Grundstücke für den Wohnungsbau zu prüfen und vorzubereiten. Er erinnerte an den vor kurzem mit den Akteuren der Wohnungswirtschaft vereinbarten Masterplan für sozialen und bezahlbaren Wohnraum. Als Sozial- und Wohnungsdezernent strebt er eine Brutto-Kaltmiete von höchstens 7 €/m² für einkommensschwache Familien und Benachteiligte bei neuem Wohnraum an.
Die Geschäftsführerin des Landesverbandes Deutscher Mieterbund e.V. Kieler, Heidrun Clausen, bedauerte, dass die Landeshauptstadt Kiel vor Jahren mit dem Verkauf der stadteigenen Kieler Wohnungsgesellschaft ein effektives Instrument aus der Hand gab. Nach ihrer Einschätzung erfordert die zunehmend angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt möglicherweise neues eigenes Engagement der Stadt beim Wohnungsbau.
Für Bürgermeister a.D. Ronald Klein-Knott gilt es, die Umstellung der Immobilienwirtschaft von einer eher eigentumsorientierten Ausrichtung wieder auf die Schaffung von Mietraum aktiv zu beeinflussen. Dabei sollte vermieden werden die verschiedenen Bedarfe gegeneinander auszuspielen. Schließlich geben neue Eigentümer ihre Mietwohnungen wieder an den Mietwohnungsmarkt. Nachdrücklich setzte sich der ehemalige Kieler Bürgermeister dafür ein, Wohnungsbau und Flächenentwicklung über die Stadtgrenzen hinaus, gemeinsam mit dem Umland anzugehen. In dieser Frage fordert er kooperatives regionales Denken und Handeln zum Umgang mit dem Siedlungs- und Verkehrsdruck, auf Augenhöhe mit der Region.
Während aus dem Publikum Wortmeldungen kamen, zur Identifizierung von Baulücken auf dem Ostufer und der Notwendigkeit Hochhausbauten nicht von vorneherein auszuschließen, berichteten Vertreter der Wohnungswirtschaft von fehlendem Baugrund und –planung. Die Vertreter von Wohnungsgesellschaften sowie „Haus und Grund“ mahnten in Richtung Landespolitik an, dass Standardveränderungen zu effektiven und strukturellen Erleichterungen für die Schaffung neuen Wohnraums führen sollen. Es reiche nicht, z.B. auf vorgeschriebene Balkone zu verzichten. Die Experten schilderten das aktuelle Wertschöpfungsumfeld als schwierig und betonten die Notwendigkeit auch seitens der Stadt, langfristige Strategien der Stadt- und Wohnquartierentwicklung zu verfolgen und nicht in 3-5 Jahresfristen zu denken.
Einig waren sich alle Teilnehmer der Ostuferrunde, dass die Senkung von Bau- und Planungsstandards nicht zur Schaffung von stigmatisierten Schlichtwohnungen oder Schlichtwohnungsquartieren mit der Gefahr einer „Ghettoisierung“ führen darf. Dies schon gar nicht auf dem Kieler Ostufer.